„Graphic Designers don’t gatekeep“ – Das habe ich kürzlich in einem Video von einer US-amerikanischen Grafikdesignerin gehört und ich finde diese Aussage, so banal sie auch sein mag, ganz zentral. Dank der Massendigitalisierung ist Grafikdesign nichts mehr, was nur einer künstlerischen Elite vorbehalten ist. Mit Opensource Programmen können alle, die einen Laptop haben ihre eigenen Grafiken erstellen und über Social Media unter die Leute bringen. Daher möchte ich hier mit allen Interessierten ein paar Überlegungen zu Grafikdesign teilen und ein paar Basic Tipps geben, die mir geholfen haben, denn ich denke es ist wichtig und gut sich damit auseinanderzusetzen, wie man die eigenen Überzeugungen ausdrücken und verbreiten kann.

Ich muss dazu sagen, dass ich nichts dergleichen studiert habe, weder Kunst, noch Design noch Kommunikation oder irgendetwas in die Richtung. Das bisschen Wissen was ich habe, habe ich mir selber beigebracht und somit sind das hier eigene Überlegungen anhand dessen, was ich in den letzten Jahren gelesen und gesehen und gelernt habe.

Warum Grafik Design?

Dieser Text – eigentlich diese ganze Seite – richtet sich an euch, die ihr daran glaubt, dass eine andere, eine bessere Welt möglich ist. Das mag melodramatisch klingen. Utopisch im negativen Sinne ist es aber nicht. Der Sozialismus ist eine reale Alternative. Dafür notwendig ist aber eine Revolution und diese kann nur getragen sein durch die Massen der Arbeitenden und Armen.

Für uns als Sozialist*innen ist es daher wichtig, unsere politischen Botschaften unter die Leute zu bringen. In Zeiten der extremen Reiz- und Informationsflut durch Social Media ist das alles andere als banal geschweige denn einfach. In unserer digitalisierten Welt sind aber nunmal die sozialen Medien die zentralen Orte der Ideologieverbreitung. Entsprechend wichtig ist es, dass unsere Botschaften klar und angemessen präsentiert werden. Sie müssen so gestaltet sein, dass sie die komplexen Sachverhalte, mit denen wir uns auseinandersetzen, in einfacher Form aber deutlich auf den Punkt bringen. An dieser Stelle kommt das Grafikdesign ins Spiel:

Grafikdesign ist die bewusste gedankliche Konzeption einerseits und der konkrete Handwerksprozess der visuellen Gestaltung abstrakter Gedanken und Konzepte andererseits. Das klingt hochkompliziert, und ist meine eigene Definition, stellt aber dar, was Grafikdesign in der politischen Praxis tatsächlich ist.


Grafikdesign ist ein Handwerk

Grafikdesig ist als digitales Handwerk zu verstehen, wobei zwei untzerschiedliche Teilbereiche unterschieden werden können.

1. ist da der gedankliche Prozess. Das Durchdringen einer Botschaft, das Verstehen, das Analysieren auf Inhalt, Semantik, Semiotik und Implikationen. Um einen abstrakten Gedanken visuell darstellen zu können, ist es unabdnigbar sich intensiv mit ihm auseinanderzusetzen, ihn tatsächlich zu begreifen und seine Facetten zu kennen, um dann ein gedankliches Konzept zu entwickeln, wie sich diese Komplexität vereinfachen und visuell darstellen lässt. Das erfordert ein hohes Maß an Abstraktion. Wenn ich das so formulieren klingt es nach einem anstrengenden Prozess, das ist er aber nur am Anfang. Was an dieser Stelle gebraucht wird, ist Kreativität. Und Kreativität ist eine Frage der Übung. Je öfter man sich auf diese Weise mit Gedanken auseinandersetzt, desto elichter wird es fallen, sie kreativ umzusetzen. Es gibt kein küntslerisches Ausnahmegenie. Der Mensch ist Spiegelbild seiner Umstände und so ist Kreativität auch etwas, was man sich durch Übung und Wiederholung aneignen kann. Kreativität ist die Interpretation der eigenen Lebensrealtität und die Übersetzung dieser Interpretation in eine neue Form.

2. ist da der handwerkliche Prozess. Der Umgang mit den Produktionsmitteln. IM Grafikdeisgn sind das in aller Regel Computer, Maus und Software. Aber auch der konkret stoffliche Prozess der Erstellung einer Grafik am Computer ist eine Frage der Übung. Es geht darum, ganz konkret zu lernen, wie Formen, Farben etc. zusammengesetzt werden können um ein Bild zu kreieren. Dazu gehört das Wissen über Formsprache, Farbtheorie, Kontrastwirkungen und das Zusammenspiel all dessen. Und auf diesem Wissen aufbauend die Funktionen und Tools der Software einzusetzen, welche Möglichkeiten sie bietet.

Wo beginnen?

Produktionsmittel – Wie für fast jede andere Form der Arbeit braucht es auch für Grafikdesign Produktionsmittel, also Werkzeuge. Das sind in erster Linie Computer, Maus und Software. Es gibt sehr gute kostenlose Designsoftware, allen voran Inkscape und Gimp.

Inkscape ist ein Vektorprogramm, völlig kostenlos, opensource und mit unglaublich vielen Werkzeugen ausgestattet. Bis vor kurzem habe ich fast ausschließlich mit Inkscape gearbeitet, weil es wirklich hat, was man braucht. Einfach runterladen unter www.inkscape.com und los geht’s.

Gimp ist ein Programm zum bearbeiten von Fotos und pixelbasierten Grafiken. Gimp kann auch schon recht viel. Für den Einstieg aber auf jeden Fall super und sehr empfehlenswert.

Zum Umgang mit der Software gibt es bei Youtube unendlich viele Tutorials. Mir persönlich haben vor allem die Tutorials von den Youtube Kanälen LogosbyNick und IronEchoDesign sehr geholfen.

Handwerk- Als ich angefangen habe mit dem Plakatdesign, waren die ersten 30 Grafiken oder so, die ich gemacht habe, sehr wilde und handwerklich sehr schlechte Bilder von Lenin und Rosa Luxemburg. Es geht aber auch nicht darum, überragende Kunstwerke zu gestalten, sondern darum, zu lernen wie die Software funktioniert und einen eigenen Workflow zu finden. Es geht darum, sich auszuprobieren, zu experimentieren und sich auszudrücken. Daher ist es am Anfang wirklich egal was ihr macht. Sucht euch ein Zitat von einer Person, die ihr mögt und ein Bild von dieser Person und experementiert mit verschiedenen Effekten. Such euch ein Tutorial zu einem Effekt, der euch gefällt und bastelt damit rum. Probiert ih an einem Zitat oder Bild aus und schaut, was dabei rum kommt.

„If it looks cool, it is good Design. This is Designthinking“ – Elliotisacoolguy

Kreativität – Ja, wie lernt man Kreativität. Ehrlich gesagt kann ich das auch nur versuchen zu formulieren. Für mich ist es der gedankliche Interpretationsprozess eines konkreten Sachverhalts. Erst die theoretische Einordnung, also die reine Interpretationsleistung und dann die Übersetzung in die grafische Gestalt anhand der Frage, wie dieser Sachverhalt dargestellt werden kann. Welche Teile müssen (grafisch) besonders betont werden? Welche Formsprache ist angemessen? Mit welchem Effekt kann die gewünschte Atmosphäre geschaffen werden?

Das wären ein paar grundlegende Gedanken einer Person, die Grafikdesign macht, aber nie studiert hat. Es geht im Grunde um den Ausdruck dessen, was man selbst denkt und in der Welt sehen möchte.

– ichmerkenix